Ich weiß nicht, ob ich mich selbstständig machen soll? Wie kann ich für etwas, was mir Spaß macht, Geld verlangen? Werde ich mein Hobby noch lieben, wenn ich damit Geld verdienen muss? Diese Fragen habe ich mir auch gestellt und stelle ich mir immer noch. Ich kann natürlich nicht für euch sprechen, sondern nur meine Erfahrungen mitteilen. Aber vielleicht hilft es euch. Zunächst einmal möchte ich euch die Situation berichten, in der ich mich gerade befinde und die den Ausschlag für diesen Blogartikel gegeben hat.
Sieht nett aus. Dachte ich auch. Ich war früher sehr sportlich (6x die Woche trainiert) und musste verletzungsbedingt und zugegebenermaßen danach innerer Schweinehund bedingt recht lange ausfallen. Nach der kleinen Auszeit von knapp 3 Jahren hatte ich endlich wieder mit Sport angefangen und viel Freude daran gehabt, wie ihr sehen könnt. 2 Wochen später folgte dies...
Wie ihr auf dem Foto sehen könnt (bitte ignoriert das Chaos um mich), ging die letzte Bouldern Runde ein wenig in die Hose. Ich fiel sehr unglücklich aus der Höhe auf den Knöchel und ein unangenehmes Knacken flüsterte mir zu, dass es nicht so gut ausgegangen war. Nach ca. 5 Stunden in der Notaufnahme, da es leider Rosenmontag war, erhielt ich die unerfreuliche Nachricht, dass ich mir den Außenknöchel gebrochen hatte und eine Operation anstehen würde, in der ich eine Metallplatte und Schrauben implantiert
bekäme. Zusätzlich gibt es eine Auszeit von mindestens 6 Wochen, in der ich krankgeschrieben bin und den Knöchel schonen muss.
Zu dem Zeitpunkt, als das Foto entstanden ist, war ich bereits seit 5 Wochen zu Hause. Glücklicherweise kann ich mich gut beschäftigen und mir fällt die Decke nicht auf den Kopf, sodass ich noch nicht einmal meinen Netflix Account bemühen musste bis jetzt. Was mir aber wirklich fehlt, ist das Fotografieren. Fereshte wusste dies und war so lieb, dass sie mir zu Hause ein Shooting ermöglichte, wofür ich ihr unendlich dankbar bin. Sie brachte Ihre Freundin Negin mit und baute das komplette Setup auf. Negin war so freundlich und setzte sich auf den Boden, sodass ich ganz entspannt von der Couch fotografieren konnte.
Was hat das mit dem Titel des Blogartikels zu tun, fragt ihr euch wahrscheinlich?
Nun. Diese Zwangspause hat mir gezeigt, worin meine größten Leidenschaften liegen. Das eine ist das Schreiben (ich arbeite gerade an der Veröffentlichung meines ersten Romans), welch eine andere Geschichte ist und das zweite das Fotografieren. Versteht mich nicht falsch. Ich gehe wirklich gerne zur Arbeit und bin bereits seit 18 Jahren bei meinem Arbeitgeber, aber ich habe nicht meinen Job vermisst, sondern die Fotografie. Dies war der Zeitpunkt, der mich darin bestätigte, dass es genau die richtige Entscheidung war, mein Kleingewerbe anzumelden, weil die Fotografie zu einem Teil von mir geworden ist, auf den ich nicht verzichten möchte. Bevor ich auf die Fragen aus dem Einführungstext komme, möchte ich euch nicht ein paar Eindrücke aus dem Shooting vorenthalten.
1. Woher wusstest du, dass es Zeit ist ein Gewerbe anzumelden?
Diese Frage lässt sich sehr einfach und kurz beantworten. Mein Bauchgefühl hat sich gemeldet. Ich hatte das absolute Gefühl, dass es der nächste Schritt ist, denn ich gehen muss. Natürlich bin ich nicht sofort zum Gewerbeamt gerannt, sondern habe erstmal eine gründliche Recherche betrieben und mich mit den notwendigen Schritten und Kosten auseinandergesetzt. Grundsätzlich muss man natürlich auch ehrlich zu sich sein und sich fragen, ob die Leute bereit sein werden, einen für seine Dienstleistung zu bezahlen. Hierbei darf man auch Freunde um Rat fragen. Dieser Punkt war für mich auch nicht einfach, weil ich wie viele andere auch sehr selbstkritisch bin. Da aber bereits Magazine angefragt hatten, weil sie meine Bilder veröffentlichen wollten und die Anfragen von Interessierten sich häuften, dachte ich, dass ich der ganzen Sache einen Versuch geben wollte. Einfach mal machen. Man muss ja nicht direkt seinen Job aufgeben und ums Überleben bangen, sondern kann, so wie ich auch, zunächst einmal ein Kleingewerbe anmelden. Die Kosten hierfür halten sich noch im Rahmen und wenn man nach 2 Jahren merkt, dass das Ganze zu nichts führt, kann man es auch problemlos wieder abmelden. Besser man hat es versucht, und es hat nicht funktioniert, als wenn man sich ein Leben lang fragt, was gewesen wäre wenn. Wenn ihr daran interessiert seit, kann ich auch gerne einen Blogartikel über die notwendigen Schritte und meine Erfahrungen dazu schreiben.
2. Werde ich mein Hobby noch lieben, wenn ich damit Geld verdiene?
Diese Frage ist natürlich sehr kniffelig, weil Druck die Leichtigkeit nimmt. Ich denke, dass auch hier ein Kleingewerbe die Antwort sein kann. Solange man durch seinen Hauptjob abgesichert ist, muss man nichts machen. Das war mir sehr wichtig, weil Fotografie nicht gleich Fotografie ist. Es gibt extrem viele Nischen, wie Hochzeiten, Babybauch, Neugeborenen, Paare, Produkte, Boudoir, Food, usw. Nicht alles wird dir zwangsläufig Spaß machen, nur weil es zur Fotografie gehört. Es ist wichtig, dass du viele Dinge ausprobierst und dich dann für die Bereiche entscheidest, die dir wirklich Spaß machen und dich darauf spezialisierst. Wichtig ist, dass du auch nur solche Bilder auf deiner Webseite zeigst, damit die Menschen wissen, wofür sie dich buchen können. Wenn du dein Portfolio auf die Nischen eingrenzt, die dir Freude bringen, läufst du weniger Gefahr, dass du unglücklich wirst bei dem, was du tust.
3. Kann ich Geld für etwas verlangen, was mir Freude macht?
Heikle, unangenehme Frage, nicht wahr? Aber die Antwort darauf ist ein klares JA!! Denk immer daran, dass du dein wertvollstes Gut, deine Lebenszeit jemandem zur Verfügung stellst. Da darf niemand erwarten, dass du ihm/oder ihr diese schenkst, nur weil du gerne fotografierst/kochst/ malst, etc. Dass du Freude daran empfindest, macht dich nur besser darin, aber wertet nicht dein Können ab. Gerade bei der Fotografie hängt die ganze Bildbearbeitung mit dran. Ich sitze 1 Stunde pro Bild an der Bearbeitung. Hierüber werde ich auch einmal einen gesonderten Artikel verfassen. Da ist es nur Recht und Billig, dass man seine Tätigkeit entsprechend berechnet. Ich weiß, dass es ein schwerer Schritt ist. Mir ist es extrem schwergefallen und tut es noch immer. Schließlich ist es ein Prozess und wir dürfen alle darin Fehler machen und uns entwickeln.
Abschließend möchte ich euch nur sagen, dass es nie zu spät ist, um eure Leidenschaft zu finden und ihr nachzugehen. Das Leben ist zu kurz, um seine Zeit mit Dingen zu füllen, die euch nicht glücklich machen. Wenn ihr etwas liebt und es auch könnt, dann zögert nicht damit, ein Kleingewerbe anzumelden, um auch Profit daraus zu schlagen. Das Geld ermöglicht euch, entweder mehr Zeit damit zu verbringen oder euch die Möglichkeit zu schenken, euch darin fortzubilden. Also wartet nicht. Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Gedanken ein wenig motivieren und wenn ihr Vorschläge/ Wünsche für weitere Blogartikel habt, dann schreibt sie mir einfach.
Liebe geht raus. Eure Tanja
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